Wie werde ich ein guter Stratege in einem Unternehmen?

Wie wird man ein guter Stratege? (im Unternehmen)10 min Lesezeit

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Vor ungefähr 20 Minuten habe ich die Frage „Wie wird man ein guter Stratege?“ gegoogelt und die ersten 5 Artikel gelesen. Es hat mich frustriert, nur allgemeine Lerntipps und Erklärungen zur Strategie zu lesen. Daher will ich die Frage deutlicher machen und gehe von einem Strategen im Rahmen eines Unternehmens aus. Aber wie wirst Du jetzt ein guter Stratege?

Es ist notwendig, Wissen über die einzelnen Bereiche des Unternehmens aufzubauen und  wie sie zusammen funktionieren. Zudem muss ein Stratege die Umwelt (Kunden, Wettbewerb, etc.) verstehen und wie sie das Unternehmen beeinflusst. Es bedarf Erfahrung im Wirtschaftsleben, um gute Entscheidungen treffen zu können und Wissen über Strategieentwicklung selbst.

Verkürzt können wir auch sagen, dass ein andauernder Lernprozess über die Situation eines Unternehmens und Strategie selbst, gepaart mit Feedback durch den Markt, einen zu einem guten Strategen machen. Oder noch kürzer: Wissen und Erfahrung durch Anwendung!

Mein Ziel ist es, Dir hier den Leitfaden zu geben, den ich nicht gefunden habe…

Grundlagen der Strategie lernen

Wie Du sicherlich schon vermutet hast, wirst Du nicht an dem Aufbau von Basiswissen zum Thema Strategie vorbeikommen. Kein Mensch kann in etwas gut werden, ohne die Grundlagen zu kennen. 

Im Bereich Strategie und speziell für Unternehmensstrategie gibt es diverse Möglichkeiten, wie Du Dir Grundlagen aneignen kannst.

  • Bücher
  • YouTube
  • Seminare
  • Webinare (im Sinne von „vorab aufgenommen“)
  • Webseiten wie unsere
  • Coaching

Das Problem, auf das Du dabei treffen wirst, ist die Frage: „Wie unterscheide ich die guten von den schlechten Inhalten?“. Zerbrich Dir nicht zu viel den Kopf darüber. Du kannst vorab nie so richtig wissen, ob die Inhalte sinnvoll sind oder nicht.

Die Frage kann auch nicht wirklich sinnvoll vorab beantwortet werden. Du musst ja erstmal Informationen aufsaugen, damit sich in Deinem Gehirn die strategischen Neuronen verschalten. Du wirst verlässlich also erst nach der zweiten Quelle sagen können, wie Du die erste fandest, da ein Vergleich erst dann möglich ist. 

Für den Anfang habe ich zwei Vorschläge:

  1. Schau Dir unseren Artikel „Wie entwickle ich eine Unternehmensstrategie?“ an. Der ist zum einen kostenlos 😉 und er wird die ersten Informationen aufbauen, die Du dann nutzen kannst für einen Vergleich.
  2. Lies Fachbücher oder höre Fachhörbücher. Das klingt zwar langweilig, aber es ist eine der besten Methoden, schnell ein Wissen aufzubauen. Und ganz nebenbei von den Besten zu lernen.

Im Anschluss kannst Du weiter in die Tiefe gehen und Dir zum Beispiel Seminare raussuchen, die Dir sinnvoll erscheinen.

Grundlagen der Betriebswirtschaft lernen

Mit dem neu gewonnenen Wissen über Strategie und Unternehmensstrategie fehlt es vielleicht noch an Substanz im Bereich Management-Wissen… Du musst verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert.

Und ich meine damit nicht nur Faktenwissen, sondern die glasklare Erkenntnis, dass es zum Beispiel nicht einen einzelnen „wichtigsten Bereich“ eines Unternehmens gibt. Oder auch, dass selbst die Leute aus der Buchhaltung dazu beitragen, dass ein Unternehmen Erfolg hat.

Würde ich heute nochmal von vorn beginnen, dann hoffe ich, dass jemand zu mir kommt und sagt: „Junge, zuerst lernst Du…

  • Marketing, dann
  • Qualitätsmanagement, danach (wenn Du willst)
  • Führung/Unternehmensaufbau und erst dann
  • Controlling und Finanzen.“

(Ich habe natürlich Controlling und Buchhaltung zuerst auf der Pfanne gehabt.🤦‍♂️)

Meine empfohlenen Quellen zu den einzelnen Bereichen sind:

ThemaQuelle
MarketingYouTube, wikipedia
QualitätsmanagementWebinar oder kleines Buch „… for Dummies“
Führung“Führen, Leisten, Leben“ von Fredmund Malik
Controlling und Finanzenkleines Buch „… for Dummies“
Empfehlungen zum Lernen

Ein strategisches Testszenario entwickeln

Nun, da Du die Basics der Unternehmensstrategie verstehst, kannst, beziehungsweise musst, Du Dich mit der Praxis auseinander setzen. Ich gehe davon aus, dass Du in einem Rahmen unterwegs bist, in dem Du die Chance hast, eine Strategie zu entwickeln. Vielleicht hast Du Dein eigenes Unternehmen, vielleicht hast Du eine leitende Funktion… Irgendwas in der Art…

Versuch Dich an einer ersten Strategie.

Zur Motivation, hier eines meiner Lieblingszitate.

„Ohne Handeln wäre die Welt immer noch eine Idee.“

Georges F. Doriot

Und das Wichtigste dabei? Schreib es auf!

Es gibt hier kein falsch oder richtig. Es ist Dein erster Versuch. Er wird so erfolgreich sein, wie das erste Mal als Du versucht hast Fahrrad zu fahren oder zu schwimmen. Lebe damit und mach Dich an die Arbeit.

Für Feedback sorgen und auswerten

Das Schwierige am Aufschreiben ist die Entscheidung. Du kannst nicht alle Wege offen lassen. Du musst klar machen, wohin Deine Strategie führen soll. (Automatisch wird sie von irgendwo weg führen…)

Der nächste Part wird spannend. Du brauchst irgendeine Form von Rückmeldung, ob Du in die richtige Richtung gedacht hast oder nicht. Das Beste wäre natürlich, wenn Du Dein eigenes Unternehmen hast und sofort alles umsetzen könntest. Allerdings würde das auch Monate dauern, bis Du Ergebnisse siehst.

Der zweitbeste Weg in meinen Augen ist, Dein Strategie-Konzept ruhen zu lassen. Fass es einfach nicht an für zwei Wochen und beschäftige Dich mit irgendwas anderem. 

Wenn Du dann zurückkehrst und die Seiten nochmal liest, wird es Stellen geben, bei denen Du voller Stolz sagen wirst „Ja, das war mein Gedanke und er ist richtig!“. Und dann wird es die Ecken geben, die Du vor der Welt verstecken möchtest, weil sich Dir die Zehennägel hochrollen beim Lesen. 

Es gibt natürlich noch weitere gute Möglichkeiten, wie Du an Feedback kommst:

  1. Geschäftspartner oder Kollegen um Feedback bitten
  2. Eine Umfrage in einer beruflichen Gruppe starten
  3. Freunde bitten, die Argumente auf logische Konsistenz zu prüfen
  4. Fallbeispiele suchen, die für ähnliche Unternehmen vielleicht schon vorhanden sind.

Wissen über Strategie erweitern

Deine erste Lernrunde ist dann vorbei. Du bist quasi „Amateur-Stratege“. Die Frage war allerdings, wie man ein guter Stratege wird. Das heißt: Weitermachen!

Du wirst festgestellt haben, dass es Bereiche und Unterthemen gibt, die Du vertiefen willst. Das kann sein, dass Du mehr über Marktanalyse wissen willst oder über die praktische Umsetzung. Vertiefe diese Bereiche. Suche Dir Fachbücher und Webseiten und schaue Dir Videos dazu an.

Wenn Du nicht weißt wohin mit Deiner Energie, dann habe ich einen Vorschlag:

Mich hat am meisten das Thema „Aufbau und Nutzung von Wettbewerbsvorteilen“ fasziniert. Ich kann es sehr empfehlen.

Eng damit verbunden ist die Entscheidung, welche Art von Strategie Du nutzt. Wann die Differenzierungsstrategie am besten funktioniert, habe ich in einem kleinen Artikel detaillierter beleuchtet. Er geht auf die Bedingungen ein, die für oder gegen eine Differenzierung sprechen. 

Anpassungen vornehmen

Nachdem Du wieder für neues geistiges Futter gesorgt hast, lohnt es sich, zu Deinem ursprünglichen Konzept zurück zu gehen. Du wirst auf manche Dinge einen anderen Blick werfen. Falls es sich noch lohnt (abhängig vom Beispiel), nimm Anpassungen vor. Denn auch das ist Strategie-Arbeit. Keine Strategie wird in allen Facetten immer richtig liegen.

Was mindestens genauso gut klappt, wäre ein neues strategisches Problem anzugehen. 

Du merkst wahrscheinlich schon, dass hier eine „Kreislauf-Logik“ existiert. Und auch das gehört dazu, wenn Du ein guter Stratege werden willst. 

Planung (Plan) - Durchführung (Do) - Überprüfung (Check) - Anpassung (Act)
PDCA-Zyklus

Wissen über einzelne Aspekte der Betriebswirtschaft vertiefen

Bis hierhin sind wahrscheinlich schon mehr als drei Monate ins Land gezogen. (Keine Panik: Auch ein halbes oder ganzes Jahr wäre vollkommen in Ordnung.) Je nachdem, wie ernst Du bei der Sache bist oder was Du noch vor hast, kann es sinnvoll sein, weiter an der Wissensbasis zu arbeiten. 

Du erinnerst Dich an oben? „Andauernder Lernprozess“ waren die Worte, die ich genutzt habe…

Ich kann an dieser Stelle keine sinnvolle Einzelaktion vorschlagen, da es erheblich vom Beispiel und Deinen Vorkenntnissen abhängt, was ein guter Schritt wäre.

Eine Sache kann ich Dir aber ernsthaft und generell ans Herz legen. Wenn Du nicht gerade BWL studiert hast, dann lohnt sich eine ernsthafte Weiterbildung im kaufmännischen Bereich. Und Achtung: Es geht hier nicht darum, Tiefe in einem Fachgebiet aufzubauen, sondern Breite, um zu verstehen, wie alles zusammenhängt. 

Meine Empfehlung sind die Inhalte des Wirtschaftsfachwirts (IHK). Ich sehe den Aha-Effekt in den Augen der Teilnehmer fast an jedem Tag, an dem ich unterrichte. Ob das zu viel des Guten ist, kannst nur Du selbst entscheiden. Aber…

„Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung, keine Bildung.“

John F. Kennedy

Eine neue Strategie entwerfen

Je nach persönlicher Lage, kann es sein, dass Du noch mit Deiner ersten Strategie arbeitest oder sie in der Schublade verschwunden ist. Sollte Sie noch da sein, verlasse sie gedanklich. Es ist wichtig, dass Du Dich folgendes fragst:

Mit dem Wissen und der Erfahrung, die ich heute habe, würde ich die Strategie wieder genauso ausarbeiten?

Ich gehe mal ganz entspannt von einem „Nein.“ aus. Falls dem so ist, drängt sich direkt die nächste Frage auf:

Wie würde ich diese Strategie heute gestalten?

Und dann setzt Du Dich ran und arbeitest nochmal alles aus…

Diese Vorgehensweise mag Dir lästig und wenig zielführend erscheinen. Allerdings sorgt sie in Deinem Kopf für Feedback, was besser gemacht werden kann. Und das erzeugt Lerneffekt.

Wenn ich meine eigene Lernkurve unterstelle, dann habe ich bis hier hin ungefähr ein Jahr gebraucht. Ich hatte allerdings eine Menge kaufmännisches Vorwissen. Auf der anderen Seite habe ich mich auch nicht die ganze Zeit um meine Strategie gekümmert, sondern zeitlich gesehen eher „nebenberuflich“.

Die Umsetzung begleiten

Der Aspekt, an dem Du am meisten lernen und wachsen wirst, ist die Umsetzung einer Unternehmensstrategie in der Praxis zu sehen. Die folgenden Dinge wirst Du dabei am eigenen Leib erfahren:

  1. Es ist extrem schwierig, vorab realistische Vorstellungen zu entwickeln, was getan werden muss und wann und wie.
  2. Es ist wahrscheinlich zehn Mal so schwierig, diese Vorstellungen in der Praxis umzusetzen.
  3. Deine Vorstellungen müssen angepasst werden, da manche Annahmen fehlerhaft sind, sich bessere Alternativen ergeben oder Du einfach an ein paar Sachen nicht gedacht hast.

Im letzten Punkt kommt der Unterschied zwischen Strategie und Taktik zum Tragen. Dazu findest Du unter dem Link einen weiterführenden Artikel, der Dir eine genaue Vorstellung vermitteln kann, wo genau die Unterschiede sind. Viele Neulinge in der Strategie, nehmen häufig taktische Aspekte und formulieren sie „ein wenig strategischer“. Das wird natürlich nicht planbar zum Ziel führen…

Ich kann gar nicht deutlich genug machen, wie wesentlich dieser Schritt – die Umsetzung begleiten – ist. Es wird DEN Unterschied in Deiner Entwicklung zum guten Strategen machen. Ich gehe davon aus, dass kein anderer Schritt so viel zu Deinen strategischen Fähigkeiten beitragen wird.

Eine neue Herausforderung angehen

Wenn Du versucht hast, eine Strategie in die Tat umzusetzen (egal, ob mit Erfolg oder ohne), dann wird der Punkt kommen, an dem Du „fertig“ bist. Das heißt nicht, dass es in Deinem Projekt nichts mehr zu tun gibt. 

Ich meine damit, dass weiterer Input von Dir Deine strategischen Fähigkeiten nicht mehr weiter verbessern. Du kannst zwar noch Deine Strategie verbessern, aber als Stratege hast Du ein Lernplateau erreicht. 

Das ist der Moment, an dem Du Dich einer neuen Herausforderung stellen musst, wenn Du weiter wachsen willst. Du musst Dein Skill-Set nehmen und auf ein völlig neues Projekt anwenden. 

Das wird Dich dahingehend besser machen, dass Du generelle Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten erkennst. Du kannst Deine Erfahrungen in die Aktivitäten-Planung einbringen und wirst wahrscheinlicher realistischer in Deinen Annahmen. Auf der anderen Seite (und das ist das wertvolle an diesem Schritt) wirst Du neue Fehler machen und falsche Annahmen treffen. Situationen werden auftreten, an die Du vorher nicht gedacht hast. Und in der Umsetzung wird es neue Herausforderungen geben, die dich wachsen lassen.

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