Mann denkt über Unternehmensaufbau nach

Wie kann ich mein eigenes Unternehmen aufbauen?13 min Lesezeit

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Du hast Dich entschieden, Dein eigenes Unternehmen aufzubauen? Willkommen im Club. Du trittst eine kreative, lehrreiche, anstrengende und befriedigende Reise an. Wie Du am Besten vorgehst, findest Du hier.

Von der Idee zum Konzept

Alles beginnt mit der Idee, sich selbstständig zu machen. Vielleicht siehst Du eine große Chance am Markt oder Du willst Dir nur etwas dazu verdienen. Es kann auch sein, dass Du Deinen Job nicht mehr magst und endlich ohne Boss sein willst. 

In absolut jedem Fall muss Deine Idee einen Wert für andere haben. Das klingt offensichtlich. Ich will es trotzdem nochmal verdeutlichen, weil ich schon einige gescheiterte Unternehmen gesehen habe. 
Wenn wir von Wert sprechen im Kapitalismus, dann meinen wir Folgendes: Jemand (der nicht zu unserer Familie gehört!) gibt uns sein hart verdientes Geld, weil unser Produkt oder unsere Dienstleistung als wertvoll angesehen werden.

Du musst unbedingt herausfinden, ob das auf Deine Idee zutrifft. Viele gehen vor dem Beginn los und fragen Leute, ob sie bereit wären, einen gewissen Preis zu bezahlen. Häufig bejahen die Menschen das, wohl wissend, dass sie das Geld nicht ausgeben müssen. 
Der Test, den Du eigentlich brauchst, ist die spätere Realität. Biete Deine Leistung ernsthaft an. Wenn es ein Produkt ist, kannst Du vielleicht mit einem Prototyp handeln. Solltest Du keinen haben, tu trotzdem so und warte, ob Dein Gegenüber das Portmonee zückt.

Gerade im Bereich Dienstleistungen gibt es viele Möglichkeiten, ohne viel Aufwand und Fachkenntnis ein Gewerbe zu gründen. Es ist wichtig, dass Du einen echten Test machst. Denn die Frage, die sich ein Kunde stellt und die Du für ihn beantworten musst ist: Ist ein Yoga-Lehrer, der seit zwei Monaten im Job ist, genauso gut, wie die Studio-Inhaberin um die Ecke, die seit 6 Jahren ihr Gewerbe betreibt?
(Und wenn Du jetzt glaubst, dass es möglich ist, dann hast Du zwar die „Kaltschnäuzigkeit“, die Du in der Selbstständigkeit brauchst, aber Du hast noch eine steile Lernkurve vor Dir…)

Unternehmensform wählen

Das erste Thema nach der Geschäftsidee ist für viele die Wahl der Unternehmensform. Obwohl es eine weitreichende Entscheidung ist, bin ich der Meinung, dass es lange nicht die wichtigste ist. 

Wenn Du Deine Recherche zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, ein Unternehmen aufzubauen, abgeschlossen hast (Und auch das gehört mit zum Lernprozess.), wirst Du am Ende zu rund 90 % mit zwei Alternativen dastehen. Entweder gehst Du los und meldest einfach ein Gewerbe auf Dich an, oder Du gründest eine UG (haftungsbeschränkt).

Die großen Vorteile des Gewerbes auf die eigene Person sind:

  1. Es ist einfach zu verstehen und anzumelden.
  2. Ein Gewerbe auf eigene Kappe ist günstig in der Unterhaltung.
  3. Wenn das Geschäft nach hinten losgeht, dann lässt es sich sehr einfach abmelden.

Die Nachteile eines Einzelgewerbes sind:

  1. Du haftest mit Deinem gesamten Privatvermögen.
  2. Wenn das Geschäft gut läuft, dann wird alles Deinem persönlichen Einkommen zugerechnet und versteuert und ist dann auch für Kinderbetreuungsbeiträge und die Höhe der Krankenversicherung relevant.
  3. Die Trennung zwischen Privatvermögen und Betriebsvermögen fällt vielen schwerer.

Die großen Vorteile einer UG sind:

  1. Du haftest nicht mit dem Privatvermögen, wenn Du Dich an die Regeln hältst.
  2. Wenn das Geschäft gut läuft, gehört der Gewinn erstmal der UG und wird da versteuert. Erst, wenn Du etwas ausschüttest oder Dir ein Gehalt zahlst, erhöht sich Dein persönliches Einkommen und somit die Grundlage für Deine Steuern und KV-Beiträge. Du kannst das also steuern.
  3. Die Trennung zwischen privat und geschäftlich wird durch Gesetze erzwungen.

Die großen Nachteile einer UG sind:

  1. Sie ist deutlich komplexer und aufwändiger beim Anmelden.
  2. Eine UG ist teurer in der Unterhaltung.
  3. Wenn eine UG aufgelöst wird, sind deutlich mehr Dinge zu beachten.

Letztendlich kommt es auf Deinen persönlichen Geschmack an. Ich glaube, das Wichtigste hierbei ist, zu wissen, dass Du die Entscheidung ändern kannst. 

Marktanalyse

Jeder Ratgeber oder Artikel zum Thema „Businessplan“ rät Dir, eine Marktanalyse zu machen, wenn Du Dein eigenes Unternehmen aufbauen willst. An diesem Rat ist auch erstmal nicht so viel falsch. Das Problem ist, dass die meisten nicht wissen (Und ich meine hier auch manche Beitragsautoren.), wie man so etwas anpackt. 

Hinzu kommt, dass Du mangels Erfahrung meistens nicht weißt, was die wesentlichen Probleme in der Branche sind. Natürlich kannst Du das nachlesen. Aber es ist meistens sehr schwierig für Neulinge, diese und die Auswirkungen aufs Geschäft intuitiv bis ins Rückenmark hinein zu verstehen.

Wie kann ich mein eigenes Unternehmen aufbauen?

Was Du allerdings machen kannst, ist, Dir einen Überblick über Deinen Markt zu verschaffen. Schau Dir Deine Wettbewerber in Deinem Einzugsgebiet an. Wenn es unrealistisch ist, alle zu recherchieren, dann untersuche die größten und prominentesten von ihnen. Was unterscheidet ihre Angebote? Wie viel verlangen sie für ihre Leistung? Welche Kunden scheinen sie zu bedienen? Welchen Vorteil haben sie gegenüber Deinem Geschäft?

Untersuche auch die Kunden genauer. Welche Kundengruppen scheint es zu geben (Beschreibe Sie anhand mehrerer Merkmale.)? Gibt es eine Gruppe, die noch nicht durch einen Wettbewerber bedient wird? Wird eine der Zielgruppen vielleicht nicht ausreichend bedient? Was kannst Du über das Kaufverhalten, speziell über die Reaktion auf Preiserhöhungen herausfinden?

Wenn Du diese Fragen gründlich recherchierst, dann hast Du schon eine recht gute Grundlage für ein strategisches Konzept. Eine Strategie will ich es noch nicht nennen, da in meinen Augen dazu viel mehr nötig ist. Aber Du wirst eine brauchbare Richtung einschlagen können und irgendwann ganz automatisch strategischer denken.

Strategisches Konzept

Kommen wir zu Deiner Richtung. Aus den in der Marktanalyse gewonnen Informationen sollte sich ein Bild abzeichnen. Am Besten gibt es eine Zielgruppe, die Du besser bedienen kannst als Deine Mitbewerber. Zu diesem Besser gehört auch die Nutzung von strategischen Wettbewerbsvorteilen.

Wettbewerbsvorteile sind langfristig nur relevant, wenn niemand sie einfach kopieren kann. Zum Beispiel ist eine dicke Kapitaldecke am Anfang sicherlich ein Plus. Allerdings hilft Dir das in der mittelfristigen Zukunft nicht weiter. Kapital zu beschaffen, wird nämlich immer einfacher. Das wird Dich also nicht lange von anderen unterscheiden. 

Ein fertiges strategisches Konzept, um Dein Unternehmen aufzubauen, enthält neben dem Blick auf die Konkurrenz, auf die Kundschaft und auf Deine Wettbewerbsvorteile auch das Warum. Dein Plan sollte sich aus den gesammelten Informationen logisch ergeben. Am besten beschreibst Du, was Du tun wirst und (fast noch viel wichtiger) was nicht. Bedenke dabei, dass Strategie ein andauernder Prozess ist. Deine erste Version wird (wenn Du alles richtig machst) in nicht mal einem Jahr veraltet sein. Passe sie an. Wenn Du Unterstützung brauchst, schau auf unserem Beitrag zur Entwicklung einer Unternehmensstrategie vorbei.

Zu guter Letzt hilft es, wenn Du Dir Deine Strategie runterbrichst auf kleine Teilziele. Du wirst am Anfang jeden Tag etwas Neues lernen und von vielen Dingen abgelenkt sein. Du brauchst ein paar Meilensteine am Wegesrand, die Du nicht aus den Augen verlieren solltest.

Kunden finden in der Aufbauphase

Obwohl viele Menschen denken, dass die Rechtsform oder die Finanzierung das Wichtigste beim Unternehmensaufbau ist, lass Dir sagen, dass das schlicht nicht stimmt. Kunden zu finden, und zwar systematisch und nachhaltig, muss eine Standardaufgabe in Deinem Wochenplan werden. Alles andere ist am Anfang zweitrangig.

Experimente

Aller Wahrscheinlichkeit nach hast Du am Anfang erstmal nur Ideen, wie Du Deine Kunden erreichst und für Dich gewinnst. Ich hoffe, von all den Gedanken in diesem Beitrag, wirst Du diesen hier vor allen anderen mitnehmen.

Experimentiere mit unterschiedlichen Wegen, zu Kunden zu kommen. Miss die Ergebnisse und bleibe bei dem, was funktioniert!

Die Logik des Marketing-Trichters kann Dir als Orientierung wirklich weiterhelfen. Stell Dir Deine potenziellen Kunden als Geschäftspartner vor. Du wirst etliche potenzielle Kandidaten kennenlernen (= ganz oben im Trichter). Nicht jeder von denen wird zu Dir passen, aber manche interessiert, was Du machst (= eine Stufe tiefer im Trichter und es wird schon schmaler). Von diesen Interessenten wird nicht jeder in diesem Moment nach Deiner Leistung suchen, sie bezahlen können oder aus irgendeinem anderen Grund abspringen (= eine Stufe tiefer und es wird wieder ein Stück schmaler). Dann kommt es zur Verkaufssituation und Du filterst die Menschen raus, die tatsächlich etwas von Dir kaufen (= wieder schmaler).

Wie kann ich mein eigenes Unternehmen aufbauen?

Wie Du diesen Trichter füllen kannst und möglichst viele durch diesen Prozess schleust, das musst Du lernen. Der Anteil der Menschen, die jeweils die nächste Stufe erreichen, sollte in meinen Augen Deine Nummer-1-Kennzahl sein. Wenn Du Dich mehr mit diesem Aspekt beschäftigen willst, fang am besten bei unserem Beitrag zur Kundengewinnung an.

Ein letzter Gedanke noch zu diesem Abschnitt: Am Anfang ist das Lernen wichtiger als der gewonnene Kunde. Nehmen wir an, Du probierst Instagram-Beiträge als Werkzeug, potenzielle Kunden zu finden. Und nach 9 Monaten täglicher Posts und Kommentare hast Du auf diesem Weg noch keinen Kunden gewonnen. Wenn Du Dich jetzt entscheidest, dass das alles nichts bringt, sei nicht geknickt. Du hast gerade herausgefunden, dass das (aktuell) nicht Dein Weg ist. Nimm einfach das Nächste.

Leistung bringen – die Marke Deines Unternehmens

Du wirst es am Anfang sicherlich als ungewohnt und schwierig empfinden, Deine Dienstleistung ordentlich an den Mann oder die Frau zu bringen. Vor allem die Preisgestaltung in Bezug zu Deinem Professionalitätsgrad wird Dich beschäftigen. Hier achte darauf, dass Du Dich und Deine Leistung nicht unter Wert verkaufst. Letztendlich kannst Du nur nach bestem Wissen und Gewissen leisten. Es besteht übrigens immer die Möglichkeit im Nachhinein, dem Kunden doch nicht so viel zu berechnen, wenn Dir ein Fehler passiert ist.

Nach unserer Erfahrung verzeihen Kunden Fehler und kommen trotzdem wieder. Die Bedingung ist natürlich ein offener und ehrlicher Umgang. Deine Kunden wissen, dass niemand perfekt ist und wollen wahrscheinlich eher jemanden, der lernwillig ist und es beim nächsten Mal besser macht.

Eine Sache sei hier noch angemerkt. Es ist am Anfang viel wichtiger, wertvolles Feedback (und damit meine ich nicht, die ersten zwanzig 5-Sterne-Bewertung bei Google, die Du von vielen zu Unterstützung bekommst) zu sammeln und daran zu wachsen, als sofort in der Gewinnzone zu sein.

Verbesserung

Warum ist das Feedback so wichtig, um Dein Unternehmen aufbauen zu können? Unserer Ansicht nach solltest Du so schnell wie möglich in die Situation kommen, dass Deine Dienstleistung einem von Dir festgelegte Standard folgt. Damit meinen wir nicht, dass Du nicht die „extra Meile“ beim Kunden gehen solltest. Sondern es geht darum, ein gleichbleibendes Leistungsniveau zu schaffen. Hier bieten sich Checklisten an, damit Du Deine Leistungsversprechen in systematisch abarbeiten kannst, wenn Du den Auftrag bekommen hast. Das ist, was eine Marke ausmacht. (Falls Du Dich mit Marketing weiter beschäftigen möchtest, schau bei unserem Beitrag „Wie funktioniert Marketing für Dienstleister?“

Zur Auswertung Deiner Erfahrungen ist unser Tipp, ein Tagebuch zu führen. Nein, nicht „Liebes Tagebuch…“ ist gefragt, sondern viel mehr eine Dokumentation in Stichpunkten, die Dir (objektiv und nicht aus dem Gedächtnis) zeigt, was bei Deinen Kunden funktioniert und was nicht.

Schaue übrigens auch mal beim „freundlichen Mitbewerber“ vorbei. Das kann ein Besuch der Webseite, ein tatsächlicher Besuch oder das Schicken eines Freundes sein. So wirst Du schnell Idee bekommen, was Du besser und anders machen kannst. Und genau das ist es, was Dich und Dein Unternehmen langfristig krisenfester macht.

Finanzen – die Achillesferse beim Unternehmensaufbau

Gehörst Du auch zu denjenigen, die sich erfolgreich einreden, dass sie Finanzen nicht können oder mögen (oder beides)? Nun, es führt kein Weg an ihnen vorbei. Das Gute ist, dass Du kein Profi werden musst. Alles, was Du brauchst, ist (… uns natürlich … 😁) ein gesundes Fundament auf dem Du stehen kannst. Der Rest kommt irgendwann zu einem gewissen Grad von allein. Jedoch wird es ohne das Thema Finanzen nicht gehen. Du kannst es am Anfang nicht delegieren, da Du wissen musst, wie Dinge in Deinem Unternehmen funktionieren.

Grundprinzipien

Wenn Du darüber nachgedacht hast, ein Gründer-Seminar zu besuchen, ist das nicht die schlechteste Idee. Viele von diesen Seminaren geben Dir eine Menge Input zum Thema Buchhaltung. (Diesen Input kriegst Du natürlich auch kostenlos von uns in unserer Akademie… 😁) Aber eigentlich geht es am Anfang (und in den nächsten 2-3 Jahren) nur um eine Größe.

Du musst auf Deinen Cashflow achten. Um leben zu können und um Dein Unternehmen aufzubauen, musst Du mehr einnehmen als ausgeben. Das klingt banal. Du ahnst nicht, wie viele Menschen sich nicht an diesen Grundsatz halten. Dies kannst Du relativ einfach anhand der Größen auf Deinem Kontoauszug nachvollziehen. Dabei musst Du nur eine Sache von Anfang an beachten – Steuern. Lege am besten monatlich die Umsatzsteuer, die auf Deinen Rechnungen steht und 10 % der Änderung des Kontostands auf die Seite. 

Bescheidenheit im Lebensstil und bei den betrieblichen Ausgaben ist kritisch, wenn Du ein Unternehmen aufbauen willst. Wenn Du ohne viel Substanz anfängst, dann warte noch ein wenig mit dem TESLA. Unserer Erfahrung nach solltest Du mindestens 1 Jahr alles beisammen halten und so wenig wie möglich ausgeben. So bekommst Du ein Gefühl, was alles innerhalb eines Geschäftsjahres auf Dich zukommt.

Fazit

Wenn wir alles Bisherige zusammenfassen, dann bleiben ein paar wenige Kerngedanken übrig. Die erste Sache ist für uns die Fülle der Eindrücke, die auf Dich einprasseln wird, wenn Du Dein eigenes Unternehmen aufbauen willst. Du musst viel lernen und eine Menge herausfinden. Unser Grundsatzgedanke dazu: 

Wenn Du kannst, gründe nebenberuflich und teste Dein Geschäftsmodell.

Dein Hauptproblem, egal was Du dazu am Anfang denken magst, wird die folgende Frage sein:

Wie finde ich systematisch Kunden?

Und der dritte Gedanke, den Du dauerhaft in Deinem Kopf verankern musst, ist:

Wie kann ich meine Leistung verbessern?

Selbst mit viel Können, Ausdauer und einer riesigen Portion Glück wird die Ungewissheit über die Zukunft Dich beschäftigen. Diese wird phasenweise für schlechten Schlaf bis hin zu Angst und Gedanken an Geschäftsaufgabe sorgen. Die Statistik sagt auch, dass Du überdurchschnittlich viel arbeiten wirst und unterdurchschnittlich bezahlt wirst. Aber es wird besser… bzw. „Es KANN besser werden.“ Eine Garantie dafür gibt es nicht.

Die meisten Selbstständigen, die wir getroffen haben, sagen, dass es ungefähr drei Jahre dauert, bis Dein Geschäft planbar wird. Aus unserer Erfahrung heraus können wir uns dieser Zahl ohne Einschränkung anschließen. Es lohnt sich!

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