Die Preise steigen. Zinsen schießen förmlich in die Höhe. Wir haben eine handfeste Inflation. Je schneller Preise steigen, desto schwieriger wird es für Unternehmenslenker, das Geschäft wie gewohnt zu steuern. Dieser Beitrag stellt Dir Ansätze zur Verfügung, was Du als Unternehmer bei Inflation tun kannst.
Es gibt vier Kategorien, wie ein Unternehmen auf Inflation reagieren kann. Grundsätzlich können die Preise erhöht werden, die Absatzmenge gesteigert werden, die Kosten gesenkt werden und die Effizienz gesteigert werden. Damit verbunden ist die Notwendigkeit, den Investitions- und Finanzierungszyklus zu beschleunigen.
Gehen wir 10 wichtige Werkzeuge durch und schauen, wie Du sie in Deinem Unternehmen umsetzen kannst.
Erhöhe die Preise
Die effektivste Art, inflationsbedingte Kostensteigerungen zu kompensieren, ist die Anpassung Deiner eigenen Verkaufspreise. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Die Angst, dass die Kunden in Scharen Dein Unternehmen verlassen, schwingt natürlich immer mit. Hier sind trotzdem 3 Ideen, wie Du es vielleicht umsetzen kannst:
- Wenn Du für alle Deine Kunden die Preise erhöhen willst, sprich vorher mit ein paar von ihnen. Erzähle, was Du vorhast und finde heraus, wie sie reagieren würden. Vielleicht haben sie Verständnis, vielleicht nicht… Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
- Ein anderer Weg ist, eine Preiserhöhung nur für Neukunden umzusetzen. Auf diese Art verprellst Du Deine Bestandskundschaft nicht. Diesen Weg bin ich schon gegangen und habe keine einzige negative Erfahrung gemacht. Allerdings reden wir hier über einen Kundenbestand von rund 80 Kunden, also einem sehr kleinen Beispiel.
- Dann könntest Du noch Deine Verträge anpassen. Das hängt natürlich stark vom Beispiel ab, ob es so einfach umzusetzen ist. Verträge mit eingebauter Erhöhung gemäß Inflation können aber zukünftige Preiserhöhungen mit weniger Diskussionen bedeuten.
Erhöhe die Absatzmenge
Dieses Werkzeug solltest Du in Deinem Unternehmen natürlich nur sinnvoll einsetzen, wenn das Mehrgeschäft auch mehr Gewinn bringt. Für Dienstleister gibt es hier natürlich die Begrenzung, dass Zeit beim Kunden nicht unendlich vorhanden ist. Für Händler kann der Fall eintreten, dass die zusätzlichen Werbeausgaben und die (nun teuren) Waren im Lager die Möglichkeiten einschränken. Die Produzenten haben den Nachteil, dass sie die Ware natürlich auch am Markt absetzen müssen.
In jedem Fall siehst Du hier vielleicht schon, warum man sagt, dass man investieren muss. Ob Rohstoffe, Warenbestand oder Marketingausgaben spielt nur eine Nebenrolle. Wichtig ist, dass das Geld nicht auf Deinem Konto durch die Inflation aufgefressen wird, sondern sinnvoll eingesetzt wird. (Auch wenn ich der Meinung bin, dass ein größeres finanzielles Polster auch seine Berechtigung hat.)
Suche ein neues Geschäftsfeld
Dieser Punkt haut in eine ähnliche Kerbe wie die Erhöhung der Absatzmenge. Wenn Du Deine Absatzmenge nicht geplant oder profitabel erhöhen kannst, ist eine sinnvolle Lösung, ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Dabei auch hier ist die Idee, dass Du Deine Einnahmen erhöhst, um der Inflation zu entkommen.
Falls Dich dieser Punkt interessiert und Du ihn vertiefen möchtest, schau Dir unseren Beitrag „Wie kann ich mein Unternehmen vergrößern?“ an. Hier zeigen wir Dir einige Eckpunkte auf dem Weg der Expansion, an die Du unbedingt denken solltest.
Kaufe Kunden oder Mitbewerber
Auch in hinter diesem Punkt verbirgt sich am Ende die Erhöhung der Einnahmen. Wahrscheinlich scheuen sich viele davor, weil es risikoreicher scheint. Das muss aber nicht sein. Auch diesen Weg habe ich schon beschritten mit dem Kauf einer kleinen Sprachschule in 2015.
Natürlich ist das keine Möglichkeit, mit der Du morgen (!) auf die Inflation reagieren kannst. Je nachdem, von welchem Szenario Du ausgehst, ist aber ein halbes Jahr bis ein Jahr durchaus realistisch.
Ich persönlich kenne nur 3 Unternehmensbörsen, bei denen ich immer wieder interessante Angebote finde.
In unserem Bereich gibt es zusätzlich die Möglichkeit Bestandskunden von anderen Anbietern zu kaufen, ohne gleich eine ganze GmbH oder ähnliches übernehmen zu müssen. Allerdings ist dieser Option von der Branche abhängig. Ein Friseur wird hier keine Chance haben.
Sichere Dir Kredite
Ein Mittel, gegen Inflation vorzugehen, ist die Erhöhung der Leitzinsen. Du kannst also davon ausgehen, dass das Zinsniveau unter normalen Bedingungen steigen wird. Damit einher geht dann auch ein höherer Zins bei allen neu aufgenommenen Darlehen.
Wenn Du also den Bedarf für Kredite in den nächsten zwei bis drei Jahren erkennst, dann kann es sinnvoll sein, diese zügig zu beschaffen. Dabei wirken drei Aspekte definitiv für Dich.
- Die Zinsen können vertraglich festgeschrieben werden und erhöhen sich dann nicht.
- Deine Bonität ist vor weiteren Kostensteigerungen besser und damit ist es wahrscheinlicher, dass Du jetzt einen Kredit erhältst.
- Das Geld kann für eine Phase der Anpassung an die hohen Kosten und die Umsetzung einiger anderer Maßnahmen genutzt werden.
Erhöhe das Eigenkapital
In Zeiten von Inflation suchen Investoren nach Sachwerten. Anteile an Unternehmen zählen dazu. Überlege Dir, ob es sinnvoll ist, Deine Eigenkapitaldecke zu erhöhen. Die eben erwähnten Webseiten können auch dafür genutzt werden.
Das Ziel dabei ist auch wieder, genug Cash zu haben, um ein bis drei Jahre überdurchschnittliche Kostensteigerungen zu überleben und einige der anderen genannten Maßnahmen aufzugreifen.
Die Aufnahme von Eigenkapital hat natürlich immer zwei Seiten. Hier ein kurzer Überblick
Vorteile | Nachteile |
---|---|
frisches Geld | ggf. Mitbestimmung für andere |
langfristig verfügbar | Anteil am Gewinn für andere |
Erhöht Bonität bei Banken | aufwendiger Prozess für Kündigung |
Senke die Kosten
Einer der einfachsten Wege, in einem Unternehmen auf Inflation zu reagieren, ist, die Kosten zu senken. Streiche den „Luxus“, wenn Du musst.
Dazu möchte ich eine Grundüberlegung anstellen. Viele Menschen (im privaten Bereich) suchen sich neue Anbieter für Strom und Handy, um Kosten zu sparen. Vielleicht werden auch mal die Versicherungen überprüft. Das Problem dabei ist, dass diese Positionen in der gesamten Kostenstruktur meistens nur eine sehr kleine Rolle spielen.
Für Unternehmen sind die richtig wirksamen Hebel meistens Gehälter, Mieten und Leasingraten. Eine Einsparung von Bonuszahlungen für den Geschäftsführer oder eine vorübergehende Kürzung des Gehalts von 100 bis 200 Euro sind in vielen kleineren Unternehmen wahrscheinlich viel wirksamer. Die Ersparnis ist üblicherweise größer als 5 Handy-Verträge von um 10 Euro zu reduzieren.
Prüfe Verkleinerung des Geschäfts
Ein Punkt, der mit der Einsparung von Kosten eng verbunden ist, ist die Überlegung, ob Du Dein Geschäft verkleinern solltest. Ich habe es an anderen Beispielen gesehen und auch selbst durchmachen dürfen. Meistens gibt es in Unternehmen ein oder zwei Leistungen, die nicht so profitabel sind, wie man sich das erhofft.
Wenn es nicht gerade ein neues Projekt zur Expansion ist, sondern eher in die Kategorie „gescheiterter Versuch“ fällt, wäre das meine erste Amtshandlung. In einer Inflationsphase willst Du Deine Margen erhalten. Ich meine hier also konkret die Fälle, bei denen klar ist, dass sie bei Streichung, das Ergebnis erhalten oder verbessern.
Diesen Punkt will ich auch gleich nochmal nutzen, um auf unseren Beitrag zur Strategieentwicklung hinzuweisen. Er kann Dir helfen, ein klares Bild davon zu bekommen, was Dein Unternehmen zu tun hat. Wir haben darin eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Entwurf einer ersten Strategie erarbeitet. Nach meiner Erfahrung fällt damit die Entscheidung leichter (Aber immer noch nicht leicht! 😉) gewisse Leistungen zu streichen.
Arbeite effizienter
Dieser Abschnitt mag Dir vielleicht intuitiv komisch vorkommen. Wie kann effizientere Arbeit eine gute Reaktion auf Inflation sein?
Nun, je schneller Du arbeitest, desto eher bist Du fertig und kannst noch an der Erweiterung Deines Geschäfts arbeiten. Wenn wir als Beispiel mal ein Ein-Personen-Unternehmen heranziehen, dann sind Personalkosten wahrscheinlich die größte Kostenposition. Arbeitest Du jetzt die Aufträge in 90% oder 80% der Zeit ab, dann kannst Du weiter Aufträge bei ähnlicher Kostensituation annehmen (= Erhöhung des Absatzes) oder „nach Hause gehen“ (= Senkung von Kosten für Energie, Telefonie, Wärme, Büromaterial). Zudem kannst Du das meistens nur erreichen, wenn Du an Deiner Arbeit etwas änderst, zum Beispiel weniger zum Kunden fährst und mehr aus einem Termin rausholst (= Senkung Fahrtkosten).
Prüfe Förderung durch den Staat
Dieser letzte Abschnitt trifft nur in seltenen Fällen ins Schwarze. Dein Unternehmen müsste an einem Punkt sein, an dem Du über Neuanstellungen trotz Inflation nachdenkst. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Fördermöglichkeiten des Staates (= Beteiligung an Gehalt oder Weiterbildungskosten) in Anspruch zu nehmen.
Es werden natürlich auch andere Dinge immer mal wieder gefördert. Das sind sehr spezielle Beispiele, die sich aber durchaus lohnen können.
Damit gehen natürlich auch Bedingungen einher, die Du erstmal überprüfen musst. Also haben wir auch hier keinen schnellen Weg, um Kosten gering zu halten oder zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Am Ende hoffe ich, dass Du für Dich etwas aus dem Beitrag mitnehmen konntest. Passend zum Thema, wie Du auf Inflation reagieren kannst, möchte ich Dich noch auf unseren Artikel „Wie führe ich ein Unternehmen erfolgreich?“ hinweisen. In ihm findest Du eine generelle Management-Logik, in die Du auch einige der hier vorgeschlagenen Maßnahmen einbetten kannst.