Du bist Gründer oder schon seit Jahren selbstständig und fragst Dich, wie gesund Dein Unternehmen eigentlich ist? Dein üblicher Weg ist, auf die BWA vom Steuerberater zu schauen und sie dann weg zu legen? Das kennen wir. 🙂
Hier möchten wir 6 Vorschläge machen, wie Du die Frage „Wie sehe ich, ob mein Unternehmen gesund ist?“ mit einem Schnelltest beantworten kannst.
Gesunde Unternehmen sind nicht nur in Finanzen gesund
Die erste Idee, die man haben könnte, ist, die Entwicklung der Finanzen zu überprüfen. Das ist auch die übliche Vorgehensweise. Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Wahrscheinlich sogar nur ein Viertel der Wahrheit.
Die Herren Norton und Kaplan haben in Ihren Untersuchungen zur Balanced Scorecard herausgearbeitet, dass es neben der Finanzperspektive auch noch die Kundenperspektive, die Entwicklungs- und die Prozessperspektive gibt. Dieser Logik folgend, sollen unsere Vorschläge auch eine mehrseitige Sicht auf ein Unternehmen geben.
Gesunde Firmen haben gesunde Mitarbeiter
Ohne eine Umfrage starten zu wollen ist unser erstes Kriterium, wie überlastet die Kollegen oder man selbst ist.
- Ist in den letzten drei Monaten im Durchschnitt mehr als die vereinbarte Wochenarbeitszeit gearbeitet worden?
Wer will kann für sich als einzelnen Selbstständigen auch eine vernünftige Anzahl an Stunden (auf keinen Fall mehr als 60) einsetzen. Wenn die Antwort Ja lautet, liegt etwas im Argen. Was genau, das musst Du herausfinden. Controlling kann nur das Thermometer liefern, nicht den Grund für die Temperaturschwankung.
- Wurden in den letzten 3 Monaten auffallend mehr negative als positive oder neutrale Gespräche geführt?
Diese Frage zielt auf eher auf die Bereitschaft der Kollegen. Schlechtes Klima verdirbt den Tag und begünstigt die innerliche Kündigung.
Gesunde Unternehmen brauchen Kunden
Hier gibt es eine ziemlich einfache Kennzahl oder Frage, die Dir die Richtung weist. Und eine, die etwas schwieriger zu ermitteln sein könnte.
- Hat der Kundenbestand oder die Anzahl der Käufe oder Aufträge in den letzten 3 Monaten abgenommen?
Die Antwort auf diese Frage macht sichtbar, ob man trotz Vertriebs Kunden verliert. Wenn dem so ist, ist es aller höchste Zeit, tätig zu werden. Achtung, hier wurde bewusst nicht nach Umsatz gefragt. Es gibt Zeiten und Geschäfte, da verdient man etwas weniger. Wenn die Kunden bleiben, überlebt man das. Auch bei Einzelgeschäften oder Projektaufträgen lässt sich das sinnvoll nachhalten.
- Sind in den letzten 3 Monaten die Anzahl der Beschwerden oder Reklamationen gestiegen?
Das lässt sich in kleinen Unternehmen häufig an der Anzahl der E-Mails mit dem entsprechenden Betreff festmachen. Die meisten sortieren diese Korrespondenz in einen speziellen Ordner. Reklamationen sind ein erster Indikator, dass es im Getriebe hakt.
Nur solvente Firmen sind gesund
Jetzt kommen wir zu den Finanzen. Wir hoffen, Du merkst, dass in diesem Bereich alles in Ordnung sein könnte (vorerst), obwohl die anderen Fragen schon erste Wolken am Horizont ausmachen könnten.
- Ist heute weniger Geld auf dem Firmenkonto als vor drei Monaten (einmalige Investitionen und neue Kredite heraus rechnen)?
Die Antwort Ja ist ein klares Indiz für die Anschlussfrage „Warum?“. Du musst heraus finden, ob es an der Zahlungsmoral der Kunden liegt, an gestiegenen Ausgaben oder an gesunkenem Umsatz.
- Wenn Du Deine flüssigen Mittel (Kasse, Konto, Wertpapiere) durch die Summe Deiner monatlichen fixen Ausgaben teilst, ist der Wert kleiner als 3?
Dieser Wert nennt sich finanzielle Reichweite. Er wird relativ selten ermittelt. Jedoch macht er ziemlich eindeutig klar, wie lange man ohne Umsatz überleben würde. Ein Wert unter drei muss verbessert werden.
Wann ist Dein Unternehmen gesund?
Aus unserer Erfahrung heraus würden wir sagen, ab dem 3. Ja auf die eben besprochenen Fragen, solltest Du auf Ursachensuche gehen. Es ist sicherlich sinnvoll, individuell die Fragen für jedes Unternehmen anzupassen und zu erweitern. Unsere 6 Vorschläge sollten auch nur eine Art Schnelltest sein, um die Alarmglocken zu schellen, sollte es notwendig sein.
Es ist auch sinnvoll, diese Fragen von Zeit zu Zeit erneut zu stellen, vielleicht 2 bis 4 Mal im Jahr. Das ermöglicht eine sinnvolle Beurteilung, ob die Strategie greift, losgelöst von finanziellen Kennzahlen.